Der Schwarm – Ein fast unendliches Band am Abendhimmel

Ein allabendliches Naturspektakel in der Nähe von Ratchaburi, Thailand.

 

 

Schon seit über einer halben Stunde lauschen wir in der hereinbrechenden Dämmerung dem Mantra der Mönche des nahe gelegenen Wats Khao Chong Pram. Aber auch das hat die Tiere bisher nicht aus ihrem Bau herausgelockt. Dafür machen die fliegenden Händler mit dem Verkauf von Eis, Spießchen, Obst und Säften gute Geschäfte. Auch wir entschließen uns zu einem Eiskaffee und verpassen fast den Beginn des Schauspiels.

 

Wie auf ein geheimes Zeichen quillt aus der Höhle ein endloses Band kleiner Fledermäuse, steigt hinauf in den Abendhimmel, bewegt sich wie auf Kommando nach links, dann nach rechts, fällt plötzlich 20 m in die Tiefe, um dann wieder aufzusteigen. Alle Bewegungen erscheinen vollkommen synchron, ein wunderbarer Anblick von Schwarm-Verhalten. Mehr und mehr Fledermäuse verlassen die Höhle, und es nimmt einfach kein Ende.

Jeden Abend findet dieses grandiose Schauspiel, bei dem sich angeblich zig-Millionen Fledermäuse auf den Weg zu den Obstplantagen an der Küste Thailands machen, in der Nähe von Ratchaburi statt. Fast eine Stunde lang beobachten wir, wie die Fledermäuse die Höhle verlassen. Schließlich ist es dann doch zu dunkel und wir machen uns auf den Weg nach Ratchaburi.

http://www.youtube.com/watch?v=0f6gByOBGIo

Ratchaburi selbst hat keine Sehenswürdigkeiten zu bieten, ist aber ein guter Ausgangspunkt für das Fledermausspektakel und für einen Ausflug zum schwimmenden Markt von Damnoen Saduak. Der Markt ist ein viel beworbenes Touristenziel und hat daher viel von seinem Reiz als schwimmender Obst-, Gemüse- und, man ist schließlich in Thailand, Essensmarkt eingebüßt. Ab 10.00 Uhr kommen die Busse aus Bangkok und Hua Hin, es wird richtig voll und vor allem die Souvenirhändler machen ihren Reibach.

Vom nahe gelegenen Ratchaburi jedoch kann man den Markt problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Taxi (es gibt allerdings keinen Mopedverleih) schon sehr früh am Morgen besuchen und so den Markt ohne Gedränge und Bootsverkehrstaus genießen. Dann macht es richtig Spaß, ein Boot zu mieten und sich über den Markt paddeln zu lassen und einfach nur dem Treiben auf den Kanälen zuzuschauen.

 

Oder man tut es den Thais gleich und genießt zum Frühstück eine leckere Nudelsuppe. Die kriegt man, frisch zubereitet, direkt vom Nachbarboot. Ab 10.00 Uhr ist die Idylle dann vorbei und man macht sich am besten auf, die Seitenkanäle zu erkunden. Und ist erstaunt, dass der Trubel schon nach wenigen Schritten vergessen ist.

Auf Stelzen ziehen sich traditionelle Holzhäuser an den Kanälen entlang, davor verlaufen breite Holzwege – nur für Fußgänger. Privathäuser wechseln sich mit kleinen Geschäften und Minirestaurants ab. Nur selten stört ein Motorboot die Ruhe, meist wird gepaddelt. In regelmäßigen Abständen überqueren kleine Brückchen die Kanäle. Zwischendurch finden sich immer wieder Wats, in denen Mönche und Besucher in aller Ruhe ihren Ritualen nachgehen. Schnell ist Mittag und Zeit für ein weiteres, typisches Thaigericht: Pad Thai.

Schnell ist (natürlich) ein Boot gefunden und wir beobachten fasziniert, wie in kurzer Zeit dieses Nudel-National-gericht zubereitet wird.

Die Köchin gibt in kurzen Abständen Tofu, Sojabohnen und ein rohes Ei in den Wok. Dazu Reisnudeln. Das Ganze mit wird Tamarindensaft, Fischsoße und Palmzucker abgeschmeckt. Dann folgen Sojabohnenkeime, gehackter Schnittlauch und getrocknete Chiliflocken. Zum Schluss werden getrocknete Schrimps, geröstete, gemahlene Erdnüsse und ein Stück Limette hinzugefügt – fertig. Keine fünf Minuten. Fast Food kann extrem lecker sein.

Auf dem Weg zurück nach Ratchaburi sorgen die Busfahrer dafür, dass wir an den richtigen Stellen aus- und in den richtigen Bus umsteigen und gelangen so ohne Probleme zurück. Am Abend sitzen wir dann gemütlich auf dem Fluss in einer Mischung aus Restaurant und Biergarten und sehen uns (zum gebratenen Fisch) mit fußballbegeisterten Thais (Ballack!) ein Spiel von Manchester United an – natürlich auf Großleinwand.

 

Ratchaburi liegt 100 km südwestlich von Bangkok entfernt. Es ist gut mit Bus (Southern Bus Terminal) und Bahn (Hua Lamphong Railway Station) in zwei Stunden zu erreichen. Übernachten kann man günstig im zentral gelegenen, einfachen Numsin Hotel. Es gibt ein gutes Food-Center und mehrere Restaurants auf und am Fluss.